Die vom Stadtrat bevorzugte künftige Leichenhalle erinnert mich stark an meine Kindheit, in der ich die gefundenen Maikäfer in eine Schuhschachtel mit ein paar Blättern gesteckt habe. Deckel drauf fertig war’s. Ich kann mir vorstellen, dass der Architekt der Halle von dem Glauben beseelt war, wer hier drinnen liegt, sieht sowieso nichts mehr. Die Trauergäste blicken mit versenktem Blick eh nur auf den Boden. Dabei bietet sich doch der Ort der Trauer an, noch ein bisschen zu verweilen, Abschied zu nehmen. Ins Gespräch zu kommen über Vergangenes, eventuell über den Verstorbenen. Aber dazu braucht es ein entsprechendes Ambiente. Die letzte irdische Station sollte doch ein Sakralbau sein und den kann ich bei dieser Mittel- zum Zweck- Anlage beim besten Willen nicht erkennen !
Es geht hier um angehörige Menschen von denen wir Abschied nehmen. Denen wir unsere Hochschätzung und Verehrung, unsere Liebe entgegen brachten und bringen.
Jeder Bulldog- oder Hühnerschuppen in Hohenlohe versprüht mehr Charme als dieser Entwurf. Und der Stadtrat nimmt diesen Entwurf auch noch an. Ich frage mich ernsthaft, bedarf es tatsächlich eines langen Architekturstudiums um eine solche Einfallslosigkeit erstellen zu können. Design und Ästhetik sind hier nur schwer zu erkennen, scheinen fehl am platz zu sein.
„Zeigt mir wie ihr Eure Toten ehrt und ich werde euch sagen wessen Geistes ihr seid!“ , so Aristoteles vor über 2000 Jahren
Nikolaus Schyra