Die Ermittlung ergab weiterhin, dass er in der Spielbank in Feuchtwangen Stammgast gewesen sei. Besonders die Automaten im Eingangsbereich seien sein Ding gewesen. Das war nicht verwunderlich, denn mit Maschinen kannte er sich ja bestens aus und bei denen brauchte es nicht die richtige Wortwahl und verplappern war hier auch nicht drin. Seine Tarnung musste so perfekt wie nur möglich gewesen sein. Er trank in Gesellschaft wenig Alkohol, dafür rauchte er immer lange Zigarillos, die er stets in Crailsheim in der Farberstrasse in diesem ganz besonderen kleinen netten Laden bekam. Kurz gesagt, er bewegte sich zwar in der oberen Gesellschaftsschicht von Crailsheim, war aber weder durch Imponiergehabe oder Protzsucht aufgefallen. Er stammte aus Lettland, genau wie die Ermordete. Nur ob es zwischen beiden einen Zusammenhang gab, das war sehr, sehr fraglich.
„Einen Zufall gibt es nicht in diesem Job“ so die Aussage von Eisenkopf, was seine Assistentin bejahte.
Eisenkopf erkundigte sich wegen der Werksspionage direkt selber bei dem Firmeninhaber, da sich beide Männer persönlich kannten. Bei einer Tasse Kaffee erzählte ihm der Firmeninhaber etwas über diese sagenumwobene Verpackungsmaschine, die den Namen „S. La crakkele No 26082013“ trug. Es sei ein noch streng geheimes militärisches Projekt gewesen. Die Maschine sollte zur Verpackung von Leuchtspurgeschossen und Munition kleinerer Kaliber eingesetzt werden. Im nächsten Schritt wären dann die großkalibrigen Granaten für Haubitzen und Panzermunition an der Reihe gewesen. Die Maschine war so programmiert, dass sie im Stande war alles, was angeliefert wurde zu unterscheiden und zu verpacken, egal in welcher Reihenfolge das Förderband die einzelnen Komponente anlieferte. Alles vollautomatisch ohne den Einsatz von Mitarbeitern. Dies allein erhöhte die Sicherheit um ein Vielfaches beim Einsatz der Verpackung von Munition. „Also“, wie Eisenkopf zusammenfasste „eine bombensichere Verpackung nach den höchsten Standards der sicherheitstechnischen Vorgaben der Militärs?“ „Genau so“ bestätigte sein Gesprächspartner.
Eisenkopf wollte nun wissen wie man denn Kowalski auf die Spur gekommen sei. Dies sei ein glücklicher Zufall gewesen, denn Kowalski hatte ja als Konstrukteur Zugang zu allen Unterlagen, weil er selber an diesem Projekt mit arbeitete. Im Trakt der Verpackungsmaschinenfabrik waren die Weißbinder und Maler am Werk gewesen. Die hätten nur nach Feierabend und am Wochenende im Haus gearbeitet, damit ihre Arbeit sauber und ordentlich gemacht werden konnte und sie nicht ständig gestört wurden, weil wieder irgendein Mitarbeiter blindlings durch die Farbe stampfte.
Aufgefallen sei einem der Maler, dass am ersten Wochenende als sie mit der Arbeit anfingen, ein silberfarbener Bentley mit Fahrer im Hof stand. Er hatte angenommen dieser Bentley gehöre dem Firmeninhaber. Er der Maler war sehr verwundert, als er sah wer hinten in den Bentley einstieg. Es war ein Ingenieur der Firma wie sich relativ schnell heraus stellte. Der hatte zwar in der Firma ein eigenes Büro, aber ein Bentley und vor allen Dingen die CC Nummer passten da irgendwie nicht ins Bild. Der Maler erwähnte es nur beiläufig, als er kurz auf dem Gang mit dem Firmeninhaber persönlich sprach der ihn für seine saubere Arbeit lobte. Dieses kurze knappe Gespräch brachte den Stein erst richtig ins Rollen.
Es wurde der Werkschutz mobilisiert zusammen mit der Kriminalpolizei für Werkspionage und Wirtschaftskriminalität. Die Lage war eindeutig klar. Es galt nun diesen Ingenieur Kowalski schnellstens zu schnappen. Doch der hatte sich, wie befürchtet, schon längst aus dem Staub gemacht. Die Durchsuchung seiner Wohnung bestätigte dies. Man fand in seiner Wohnung trotzdem brisantes Material das noch ausgewertet werden musste. Dieser Kowalski war anscheinend auch der Kopf eines, als Au-pair-Vermittlung getarnten, Escort- Services, der junge lettische Frauen an gut betuchte Männer in Crailsheim vermittelte. Alles das hatte er fein säuberlich in einem großen DIN A4 Hefter sorgfältig aufgelistet, mit Namen, Daten, Uhrzeiten, den besonderen Vorlieben der Herren und dem Betrag den sie sofort bar bezahlt hatten. Eisenkopf staunte nicht schlecht wessen Namen er dort zu lesen bekam. Alles bekannte Männer, die gut situiert waren, in gut dotierten Positionen oder zumindest vorgaben es zu sein. Die besonderen sexuellen Vorlieben dieser bekannten Persönlichkeiten, ließen Kommissarin Steinacker in ein lautes Lachen verfallen.