Eisenkopf ließ sich von Steinacker die Daten eines ganz besonderen Immobilienmaklers vorlesen. Seine Reaktion darauf war nur ein leises Pfeifen, verbunden mit einem breiten Grinsen. Sein Kommentar war knapp und kurz. „Ausgerechnet DER! Ein unbedeutender Wichtigtuer der von dem Geld seiner Frau lebt. Aber stets so auftritt, als sei er die Krönung der männlichen Schöpfung. Geistig und optisch“. Weiterhin konnte man in der Liste nachlesen, dass er häufig mit einer Nina Petkowa Verkehr auf seine besondere Art hatte. Eisenkopf dachte dabei an die Tote. Vielleicht hatte sie ihn erpresst oder doch den Kowalski. Eine andere Variante könnte auch sein, dass sie sich über ihn lustig gemacht hatte und er dann ausgerastet war. Die Staatsanwältin stellte den Haftbefehl aus. Man verhaftete den Makler noch am gleichen Nachmittag und führte ihn dem Haftrichter vor. Als Eisenkopf ihm den Haftbefehl vorlas gab er sich noch großspurig und verlangte nach seinem Anwalt. Als er auf das bewusste Heft von Kowalski angesprochen wurde, klappte er sogleich zusammen und fing an zu schluchzen. Wie ein kleines Kindchen das mit beiden Knien auf die Straße geknallt ist. Für beide Kommissare ein ungewohnter Anblick. Sein Anwalt kam und forderte ihn auf nichts mehr zu sagen. Doch er war in einem so desolaten Zustand, dass man ihn in seine Zelle abführte und den Amtsarzt zur Sicherheit bestellte. Bevor der Anwalt gehen wollte bat ihn Eisenkopf in sein Dienstzimmer. Hier eröffnete er ihm, dass er der angesehene Anwalt ebenfalls auf dieser Liste dieses Kowalskis stand. Er zeigte ihm diese Liste und der Anwalt wurde daraufhin leichenblass. Er stammelte Worte wie Verwechselung, unmöglich, alles Fälschung und Erpressung. Eisenkopf und seine Assistentin nahmen ihn daraufhin gleich selbst ins Verhör. Nach anfänglichem Leugnen begann er zu erzählen. Dieser Kowalski hätte ihm diese jungen „Dinger“ förmlich aufgedrängt. Bei einem Herrenabend in einer bekannten Villa im Mittleren Weg hätte Kowalski die jungen Mädels aufmarschieren lassen und jeder der anwesenden Herren hätte sich eine aussuchen dürfen. Da alle schon durch reichlich vom Alkohol enthemmt waren, hätte jeder mitgemacht. Mit gehangen mit gefangen, so war die Devise eines jeden Treffens. Besonders der schon Inhaftierte sei durch seine Großspurigkeit aufgefallen. Eines der Mädchen hätte allerdings behauptet er sei impotent. Welche das gewesen sei, wollte Eisenkopf wissen. Nina war die prompte Antwort des Anwalts. Eine Antwort die beide Kommissare erwartet hatten und dennoch überraschte. So wie es aussah hatte man den Mörder vielleicht schon. Morgen würde Eisenkopf ihn weiter verhören und auspressen wie eine geschnittene Zitrone. Sein Anwalt saß mittlerweile in der Nachbarzelle. Den Anruf beider besorgten Ehefrauen konnte Eisenkopf nur schwerlich abwimmeln. Bevor Eisenkopf und die Steinacker das Revier verließen reflektierten sie nochmals über die Ereignisse des Tages mit all seinen neuen Erkenntnissen und Vermutungen. Ihnen beiden war klar das sie hier in ein Wespennest gestoßen waren. Eine Sache mit solch immensen Ausmaßen hatte es in dieser Region so noch nicht gegeben. Das tragische war nur, dass alle sich kannten, Kleinstadt eben. Und nicht jeder war jedem hold gesonnen. Alle alten Grabenkriege waren plötzlich wieder präsent. Eisenkopf sagte zur Steinacker: „Wir dürfen uns nicht von dem Gedanken der Rache leiten lassen, sondern sachlich ermitteln wie immer. Denn niemand kennt die ganze Szenerie der kriminellen Machenschaften und menschlichen Abgründe besser als wir beide.“
Die Staatsanwältin hielt am nächsten Tag eine Pressekonferenz ab und wies allerdings auf die Brisanz der gefundenen Aufzeichnungen hin. Eine Bekanntgabe der Namen der auf der Liste stehenden Männer lehnte die Staatsanwältin kategorisch ab um die laufenden Ermittlungen nicht zu stören. Das was die Zeitungen dann am nächsten Tag schrieben, reichte aus um jedem Partygast Sorgenfalten auf die Stirn zu schreiben. Die Gerüchteküche war gewaltig am Brodeln bedingt alleine schon dadurch, dass man sich kannte. Kleinstadt eben.