Ich sitze auf dem Armsünderbänkchen im Jagstbrückenhochhaus, unten am Ausgang und warte darauf, dass ich abgeholt werde. Es ist nicht besonders gemütlich hier, aber ich sitze gut mit dem Ausblick direkt auf die Straße. Gegenüber dem Bänkchen im Hochhaus sind die Aufzüge die permanent Menschen ausladen und einladen für die höheren Stockwerke. Im Haus sind einige Ärzte und Therapeuten, unter anderen auch der beste Zahnarzt der Welt . Wer mich und unsere Familiensaga kennt, weiß von meiner Flucht aus einer Zahnarztarztpraxis, 1954 in Unterliederbach. Ich bin zu Bekannten geflüchtet und dort auf Grund der Wirkung der Spritze eingeschlafen. Mein Vater und der Zahnarzt waren gut bekannt. Welch eine Blamage für meinen Vater, für die gesamte Familie, die mich nach meiner Flucht stundenlang gesucht hatte. Danach war mein Vertrauen zu Zahnärzten restlos im Eimer.
Jetzt saß ich, wie gesagt, unten auf dem Bänkchen und wartete, dass ich abgeholt werde. Die Menschen, die an mir vorbei gingen grüßten mich freundlich oder gar nicht. Die letzte Gruppe die an mir vorüber zog war eine recht illustre Gesellschaft. Sie bestand aus Kindern, die hüpfend und singend aus dem mit ihren Eltern aus dem Vorraumabzogen.
Als letzte dieser großen Gruppe kam sie, die reife Lady, in ihrem goldenen Vlies. Mit blondem Haar und einem Lächeln das Steine schmelzen lies. Wir hatten ein gutes, nettes Gespräch. Ich erinnere mich nicht mehr an die Worte oder den Inhalt unserer Unterhaltung. Aber es ist ihr unglaubliches Lächeln und diese goldene Jacke, die ich als das goldene Vlies bezeichnet hatte. Vorstellbar für mich könnte auch sein, dass es ein Engel war mit dem ich da geplaudert habe. Wer weiß das schon. Es ist Weihnachtszeit, da passieren noch tatsächlich kleine stille Wunder. Allerdings muß man schon ein ,bisschen an Wunder glauben…